Immer wieder habe ich Drum Midispuren zum Mischen angeliefert bekommen, die in derselben Anschlagsstärke oder sogar einfach komplett mit Vollausschlag programmiert waren.
Das ist soundmäßig einfach ein No Go.
Und obwohl ich mir viele Tricks und Workarrounds einfallen lassen habe, um programmierte Drums realistisch klingen zu lassen, war ich vor allem mit dem Beckensound immer recht unzufrieden.
Von daher kam bei mir die Idee auf, in solchen Fällen die Trommeln als E-Drum Pads zu benutzen und mit echten Becken zu kombinieren.
Die Anforderungen für die Pads waren:
Nach Gesprächen mit einigen Schlagzeugern kam ich zu dem Entschluss, dass es das Beste wäre ein akustisches Set auf ein professionelles Triggersystem mit Meshheads umzubauen.
Als Erstes habe ich mir bei über ebay Kleinanzeigen ein komplettes gebrauchtes Kesselset organisiert. Die Qualität der Kessel ist dabei ziemlich egal, solange die obere Spannvorrichtung und der Spannring intakt sind. Billige Kesselsets sind normalerweise aus schnell nachwachsenden weichen Hölzern gefertigt, was hier sogar von Vorteil ist. Denn Kessel aus weichen Hölzern sind einfach leiser. In meinem Fall konnte ich ein altes Stagg Kesselset (12“ Tomtom, 13“ Tomtom, 14“ Snare, 16“ Standtom und 22“ Bassdrum) aus Birke für gerade mal 40 Euro bekommen.
Für den Umbau brauchte ich noch ein wenig Material.
Aus dem Baumarkt:
Aus dem E-Drum Fachhandel (z.B. www.r-drums.com):
Aus dem Musikalienhandel:
Falls Ihr Euch viel lästige Arbeit ersparen wollt, bestellt die passenden Winkel gleich im E-Drum Fachhandel mit, statt Sie im Baumarkt zu kaufen und diese dann mühsam anzupassen.
Ist das Material am Start, kann der Umbau losgehen.
Dafür solltet Ihr folgendes Werkzeug bereithalten:
Als Erstes solltet Ihr den Innendurchmesser jeder Tom messen und für jede Tom jeweils ein Stück der Aluschiene mit der Länge des Innendurchmessers abschneiden. Achtet darauf, dass Ihr den Durchmesser der Trommel nicht mittig, sondern links und rechts von der Mitte, also an den Außenkanten der Schiene messt.
Wenn Ihr nun ein Stück Aluprofil in den Händen haltet, das gerade so in Eure Trommel reinpasst, habt Ihr sauber gearbeitet. Als nächstes zeichnet Ihr die Löcher für die Winkelmontage auf der Schiene ein und bohrt diese mit dem kleinen Metallbohrer vor. Die meisten Alu Profile haben innen mittig eine Rille, was beim Anzeichnen und bohren enorm hilfreich ist.
Bohrt dann an den vorgebohrten Stellen mit eurem großen Metallbohrer Löcher für die Winkelmontage.
Zeichnet danach die Mitte der Schiene innen an.
Tipp: Wenn man von beiden Enden aus misst, spielt die Markerbreite keine Rolle und die Mitte ist exakt.
Optional kann man genau hier noch eine Bohrung machen, ein Gewinde einschneiden um damit eine Zentrierschraube für das Entkopplerkissen zu setzen. Da das U-Profil das Kissen schon recht gut umschließt, habe ich mir das bei den Toms gespart.
Genau in die Mitte zwischen dem Enkopplerkissen und den Montagewinkel wird die Klinkenbuchse montiert.
Markiert diese Stelle und bohrt ein Loch mit dem kleinen Metallbohrer vor.
Stellt Euren Zirkel auf einen Durchmesser von 24 mm ein, steckt Ihn in das vorgebohrte Loch und markiert so die Aussparung, die für die Klinkenbuchse nötig ist.
Ich habe zwar auch einen Bohrer für 24 mm Löcher, aber leider reißt dieser sehr grob und unsauber das Material weg. Zudem kriegt man diesen Bohrer nur in Bohrmaschinen mit großem Bohrfutter eingespannt - In einen Akkuschrauber bekommt man den Bohrer gar nicht erst rein.
Zum Glück gibt es aber eine saubere Lösung, die man auch mit dem kleinen Metallbohrer hinbekommt.
Dafür müsst Ihr auf dem gezogenenen Kreis kleine Löcher zu bohren, bis der Kreis komplett gelocht ist.
Zum Glück ist Aluminium nämlich nicht nur ein rostfreies, sondern auch sehr weiches Material. Mit dem Hammer und einem spitzen Längsschlitz Schraubenzieher könnt Ihr mit kurzen gezielten Schlägen das Material zwischen den Löchern rundum durchschlagen.
Wer es ganz sauber haben will, kann mit einer Metallfeile oder Metalschmirgel die Zacken wegschleifen. Ich habe es so gelassen.
Danach setzt Ihr die Klinken Einbaubuchse in das Loch, zeichnet die Montagelöcher an und bohrt Sie mit dem 3mm Metallbohrer. Achtet darauf, dass die Verriegelung der eingebauten Klinkenbuchse nach innen zeigt, dann ist das Anschließen und Abkabeln später einfacher.
Montiert die Klinkenbuchse mit den Anschlüssen ins U-Profil zeigend, damit Ihr später einfach von unten an die Buchse ran kommt. Benutzt für eine sichere Befestigung 2 Muttern pro Schraube.
Da wir hier ein Schlaginstrument umbauen, sollte hier generell nichts wackeln, sich lösen oder drehen können.
Ich hatte den Gedanken, dass sich die Schiene bei einer Montage mit zwei Winkeln immer noch um Ihre Längsachse drehen konnte, daher habe ich drei Winkel pro Schiene montiert.
Auf einer Seite der Schiene einen Winkel nach oben und unten, auf der anderen Seite nur nach unten. Die Schiene kann jetzt in die Trommel eingesetzt und mit den Längeren Schrauben an den Spannvorichtungen leicht angeschraubt werden, sodass die Schiene über die höhenverstellbaren Winkel noch nach oben und unten justierbar bleibt.
Nun klebt Ihr einen der Kegelpiezos auf ein Entkopplerkissen und messt die Gesamthöhe des Triggersystems.
Da die Spitze des Kegelpiezos das gespannte Fell nur gerade so berühren soll, sollte diese maximal 1 mm – 1,5 mm über den Rim der Trommel herausragen.
Nehmt also den Rest Eurer Aluleiste und legt Sie quasi als Meßlatte auf den Rim. Die Triggerschiene sollte nun an beiden Enden genau auf Gesamthöhe des Triggersystems abzüglich 1 mm festgeschraubt werden. Klebt das Triggersystem auf den eingezeichneten Platz in die Mitte der Schiene.
Um die Höhe des Sytems exakt zu überprüfen, zeichnet Euch auf Euren Schienenrest eine Linie in 1mm Abstand parallel zur Längskante. So könnt Ihr bei allen anderen Trommeln die Schiene einfach auf den Rim auflegen und gegebenfalls die eingebaute Schiene nachjustieren ohne ständig messen zu müssen.
Ist alles an Seinem Platz, verlötet den Pin 1 der Klinkenbuchse (Tip) mit dem inneren weißen Kreis des Piezos (meist rote Ader) und den Pin 3 der Klinkenbuchse (Sleeve) mit dem äußeren Rand des Piezos (meist schwarze Ader).
Nun könnt Ihr optional noch mit einem Kabelsockel und Kabelbindern die Kabelführung so optimieren, dass nichts wackeln und Geräusche verursachen kann.
Steckt eventuell auch mal ein Klinkekabel ein und testet mit einem Durchgangsprüfer ob die Kontakte korrekt verlötet sind.
Zieht Euer Meshfell auf, spannt es nach Eurem Gusto und fertig ist das Deluxe Triggerpad!
Da bei der Snare nicht nur der Head sondern auch der Rim separat getriggert werden soll, ist der Aufbau hier etwas anders.
Um den Rim rundum relativ gleichmäßig abgreifen zu können, hab ich hier eine Scheibe statt einer Schiene als Trägersystem verbaut. Dabei sollte die Scheibe natürlich kleiner als der Snareinnendurchmesser sein.
Der Aufbau gestaltet sich denkbar einfach. Da die nötigen Arbeitsschritte mit denen beim Umbau der Toms identisch sind und schon ausführlich besprochen wurden, fasse ich mir hier kurz.
Die Winkel in der Snare an den Spannvorrichtungen montieren. Die Winkel sollten in einem Abstand zum Rim montiert werden, der die Gesamthöhe des Triggersystems plus Materialstärke der Aluscheibe abzüglich 1mm Überstand groß ist.
Hierdrauf könnt Ihr nun die Aluscheibe mittig ausrichten und die Montagelöcher anzeichnen.
Die Löcher mit dem kleinen Metallbohrer vorbohren, mit dem Großen nachbohren.
Dann festlegen wo die Einbaubuchse hin kommt, hier ein kleines Loch bohren und mit dem Zirkel wieder einen 24 mm Kreis ziehen.
Den Kreis entlang der Linie mit dem kleinen Metallbohrer durchlöchern und mit Schraubenzieher und Hammer das Material zwischen den Löchern durchtrennen.
Die Einbaubuchse einstecken, Montagelöcher anzeichnen und bohren, die Buchse montieren.
Dann solltet Ihr die Scheibe mit dem Eingang der Klinkenbuchse nach unten auf den Montagewinkeln der Snare festschrauben.
Genau die Mitte der Aluscheibe einzeichnen.
Optional hier ein Loch bohren und ein Gewinde für die Zentrierschraube einschneiden und die Zentrierschraube einschrauben.
Das Entkopplerkissen nehmen, den Kegelpiezo darauf kleben und das gesamte Triggersystem entweder mittig aufkleben oder auf die Zentrierschraube aufspießen und festkleben.
Danach noch den Rimpiezo auf die Aluscheibe aufkleben und die Kabel mit Kabelsockeln und Kabelbindern zur Klinkenbuchse führen.
Und so solltet Ihr die beiden Piezos an die Klinkenbuchse anlöten:
Pin 1 der Klinkenbuchse (Tip) mit dem inneren weißen Kreis des Headpiezos (meist rote Ader), Pin 2 der Klinkenbuchse (Ring) mit dem äußeren Rand des Rimpiezos (meist schwarze Ader) und den Pin 3 der Klinkenbuchse (Sleeve) mit dem äußeren Rand des Headpiezos sowie dem inneren weißen Kreis des Rimpiezos. So ist für den Fall, dass beide Piezos gleichzeitig ausgelöst werden sichergestellt, dass nur ein Signal weitergeleitet wird..
Für die Bassdrum habe ich direkt ein fertiges System mit zugehöriger Trägerplatte gekauft. Das praktische an diesem System ist, dass man den Triggerkopf relativ fein justieren kann ohne direkt die ganze Montageschiene bewegen zu müssen.
Die Arbeitsschritte sind wieder identisch mit denen beim Umbau der Toms, allerdings wird das Triggersystem hier nicht in das U–Profil sondern auf die Unterseite des Profils montiert.
Dafür messt Ihr wieder den Innendurchmesser der Bassdrum und schneidet das Aluprofil passend zu. Dann zeichnet Ihr die exakte Mitte ein.
Die Bohrungen in der Trägerplatte sind schon alle gemacht. Sinnfrei sind nur die beiden kleinen Löcher für die Kabelführung, da sie unter dem Trigger sitzen. Um diese wie vorgesehen nutzen zu können, müsste man die Kabel unter dem Entkopplerkissen entlang führen und das ganze System würde dadurch schief auf der Trägerplatte sitzen.
Diese lasst Ihr am besten einfach ausser Acht, legt die Trägerscheibe mittig auf die Schiene und zeichnet Euch die beiden Montagelöcher an. Bohrt die Löcher mit dem kleinen Bohrer vor und mit dem großen Bohrer nach. Schraubt die mitgelieferte Zentrierschraube in die Montageplatte . Nehmt nun die langen Schrauben, die der Montageplatte dabei waren, steckt sie durch das U–Profil und schraubt sie mit zwei Muttern am Profil fest. Nun dreht auf beide Schrauben jeweils eine weitere Mutter auf ca. 1/3 der Schraubenlänge. Legt die Trägerplatte auf diese Muttern und schraubt die Trägerplatte mit zwei weiteren Muttern fest.
Über diese vier Muttern ist es nun möglich, die Trägerplatte sehr gleichmäßig und fein zu justieren.
Da das Triggersystem der Bassdrum viel höher ist, als die Triggersysteme für Toms und Snare, müssen die Montagewinkel auch an der flachen Unterseite des Profils befestigt werden.
Zeichnet Euch die Löcher an, bohrt sie wieder mit dem kleinen Metallbohrer vor und mit dem großen Metallbohrer nach. Gerade bei so einer langen Schiene ist die Wahrscheinlichkeit einer Drehung um die eigene Längsachse noch höher, weswegen hier wieder drei Winkel verbaut werden sollten, zwei nach oben zeigend und einer nach unten. Montiert die Winkel.
Legt fest, wo Einbaubuchse hinkommt, bohrt ein kleines Loch vor und zieht mit dem Zirkel Euren 24 mm Kreis. Durchlöchert den Kreis entlang der Linie, nehmt den Hammer und den spitzen Längsschraubenzieher und schlagt das Material zwischen den Löchern durch.
Jetzt setzt die Einbaubuchse mit der Öffnung ins U–Profil zeigend ins Loch ein, markiert Euch die Löcher für die Montageschrauben und bohrt diese mit dem 3 mm Bohrer. Montiert danach die Einbaubuchse.
Nun müsst Ihr nur noch das Triggersystem für die Bassdrum auf die Zentrierschraube aufspießen und festkleben. Verlötet den Pin 1 der Klinkenbuchse (Tip) mit dem inneren weißen Kreis des Piezos (rote Ader) und den Pin 3 der Klinkenbuchse (Sleeve) mit dem äußeren Rand des Piezos (schwarze Ader). Mit einem Kabelbindersockel und einem Kabelbinder könnt Ihr die Kabelführung optimieren.
Setzt die Schiene in Eure Bassdrum und befestigt sie mit den längeren Schrauben an den Spannvorrichtungen.
Jetzt müsst Ihr noch überprüfen, ob der Triggerkegel 1 mm -1,5 mm über den Rim rausragt. Falls das noch nicht der Fall ist, justiert das Modul über die Einstellschrauben der Trägerplatte.
Meshfell draufziehen und spannen - per Klinkenkabel an das Drummodul anschließen - Und ab geht die Post!
Viel Spass beim Umbau und Grüße aus den Schreiraumstudios!
René